Agilität lieber ohne Sie?

Schon der Begriff "Agiles Management" treibt dem einen oder anderen Manager den Schweiß auf die Stirn. Doch weshalb?

Agilität ist ein Rendezvous mit der eigenen Komfortzone - wie wahrscheinlich alles, was weiterbringt. Mit einer saftigen Portion Ironie habe ich mir Gedanken darüber gemacht und liefere Ihnen kurz und knapp die wichtigsten Gründe, "es lieber sein zu lassen".

1.) Wenn Sie Ihre Absichten nicht zeigen wollen.

User Stories beschreiben als Grundlage des agilen Arbeitens,

  • für wen (welchen Anwender) Sie
  • was bezwecken wollen und
  • welchen Nutzen dies erbringen soll.

Im Fokus des agilen Managements steht somit nicht die Aufgabe, sondern immer der Nutzen, den das Ergebnis erfüllen soll. Wenn Sie Ihre Mannschaft bezüglich Ihrer Absichten lieber im Dunkeln lassen möchten, formulieren Sie bitte nie eine User Story und erst recht nicht schriftlich! Es könnte gegen Sie verwendet werden.

2.) Wenn Sie sowieso die bessere Lösung haben.

Mit der Offenbarung des gewünschten Nutzens könnte es natürlich passieren, dass Ihre Mitarbeiter oder Projektmitglieder auf ganz andere und vielleicht sogar bessere Lösungen kommen als Sie im Sinn hatten. Wenn Sie das vermeiden wollen: Fangen Sie gar nicht erst an, agil zu arbeiten.

3.) Basta!

Alternative und innovative Lösungsansätze führen zu "Gesprächsbedarf". Wenn Sie nicht diskutieren wollen und Ihre Nerven schonen möchten, sagen Sie lieber gleich,wo es langgeht und was zu tun ist.

4.) Wenn Ihre Mitarbeiter sowieso dümmer sind als Sie.

Sie sind der Chef oder die Chefin. Das haben Sie nur erreicht, weil sie clever sind. Wären Ihre Mitarbeiter genauso klug wie Sie, würden diese schließlich auf Ihrem Stuhl sitzen. Ihre Position ist der beste Beweis, dass Sie mehr draufhaben. Fangen Sie deshalb gar nicht erst an, von Ihren Mitarbeitern zu viel Eigenverantwortung einzufordern. Schließlich haben Sie die Verantwortung und dafür werden Sie auch bezahlt.

5.) Wenn es Ihnen wichtig ist, dass das auch so bleibt.

Agiles Arbeiten schafft eine Kultur der Offenheit und des Austauschs. Ergebnisse, Vorgehensweisen und Erkenntnisse werden rege ausgetauscht. Sie schaffen eine Kultur des Lernens und gemeinschaftliches Wissen. Graue Eminenzen gehören hingegen der Vergangenheit an. Fangen Sie erst gar nicht damit an, dass Ihre Mitarbeiter zu viel miteinander sprechen. Sie könnten mehr lernen und erfahren als Ihnen lieb ist.

6.) Wenn Sie Ihre Mitarbeiter behalten wollen.

Schlaue Mitarbeiter sind am Markt gefragt. Erfahrungen mit agilen Arbeitsmethoden ebenso. Das ist eine gefährliche Konstellation, denn Ihre Leute könnten im Wettbewerb wirklich zu interessanten und begehrten Arbeitskräften werden. Schützen Sie Ihr Unternehmen rechtzeitig vor den Avancen anderer und halten Sie Ihre Leute lieber klein.

7.) Wenn Ihre Aufträge immer Vorfahrt haben.

Im agilen Management werden Aufgaben priorisiert und dann nach Wichtigkeit, Dringlichkeit und Komplexität in die Sprints eingetaktet. Es könnte also gut sein, dass das, was Sie gerade beschäftigt, unter einem dieser Aspekte erst später eingetaktet wird. Wenn Ihre Aufträge immer wichtig und dringend sind (denn sie kommen ja vom Chef persönlich), dann bleiben Sie lieber bei der alten Schule.

8.) Wenn Sie sich vor zu viel Freizeit fürchten.

Es könnte wirklich passieren, dass Ihre Leute die Sache alleine rocken und der Laden nicht gleich zusammenbricht, falls Sie mal ein paar Tage nicht vor Ort sind. Fangen Sie gar nicht erst an, sich selbst überflüssig zu machen.

9.) Wenn Sie in einer Oase leben...

...und von Umfeldveränderungen wie Digitalisierung, Fachkräftemangel oder künstlicher Intelligenz nicht betroffen sind.

10.) Wenn die letzte große Neuerung erst ein Vierteljahrhundert zurückliegt.

...wie beispielsweise die Einführung des PC's und es Ihnen vorkommt, als wäre es erst gestern gewesen.

Wann Sie agiles Management keinesfalls einführen sollten.

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